Andacht
Monatsspruch Dezember 2025
„Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit und Heilung unter ihren Flügeln.“
Maleachi 3,20
Liebe Leserinnen und Leser,
der Dezember ist da – und mit ihm die Advents- und Weihnachtszeit, eine Zeit, in der Dunkelheit besonders spürbar wird. Die Tage sind kurz, die Nächte fühlen sich lang an, und wir sehnen uns nach Licht.
Licht ist lebenswichtig: Für Pflanzen, für Tiere und für uns Menschen.
Doch wo Licht ist, entstehen auch Schatten. Die Dunkelheit erinnert uns daran, dass alles Sichtbare vergänglich ist, dass nicht alles, was wir sehen oder besitzen, von Dauer ist.
In dieser Zeit des Wartens und der Sehnsucht spricht uns der Prophet Maleachi an:
„Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit und Heilung unter ihren Flügeln.“ (Mal 3,20)
Diese „Sonne der Gerechtigkeit“ ist kein Licht wie das der Sonne am Himmel. Sie wirft keine Schatten, vergeht nicht und ist nicht begrenzt. Sie ist heilend, schützend und tröstend. Unter ihren Flügeln finden wir Geborgenheit, Frieden und Heil; ein Licht, das über unsere eigenen Möglichkeiten hinausgeht.
Im Gesangbuch begegnet uns dieses Licht im Lied „Sonne der Gerechtigkeit“ (EG 262/263). Otto Riethmüller hat 1932 ältere Strophen zu diesem Lied zusammengefügt. Die Melodie selbst, die schon im 15. und 16. Jahrhundert verwendet wurde, trägt das Motiv des Aufbruchs. Sie singt von einem Licht, das neu aufgehen will: von Hoffnung, Erneuerung, Gerechtigkeit und Einheit, nicht nur innerhalb der Kirche, sondern in der Gesellschaft und in der Welt.
Advent ist genau die Zeit, in der wir dieses Licht besonders bewusst wahrnehmen dürfen. Die Kerzen am Adventskranz, die Lichter in unseren Häusern, sie sind ein Zeichen dieser Hoffnung. Sie geben uns einen kleinen Vorgeschmack auf das ewige Licht, das kommt; auf das Licht, das keine Dunkelheit kennt, das Schatten verschwinden lässt und Heil sichtbar werden lässt.
Doch Advent ist mehr als Warten und das Licht betrachten. Advent lädt uns ein, selbst Licht zu sein. Wir dürfen das Licht der Gerechtigkeit und des Friedens in unserer Welt sichtbar machen. In kleinen Gesten der Nächstenliebe, in freundlichen Worten, im Mitgefühl für die, die leiden, können wir Gottes Licht weitertragen.
Das Lied „Sonne der Gerechtigkeit“ erinnert uns daran, dass wir Teil dieser Bewegung sein können. Wenn wir es singen, stimmen wir ein in den Ruf nach Gerechtigkeit und Frieden. Wir bereiten uns vor – innerlich und äußerlich – auf das Kommen Christi, auf das Licht, das stärker ist als jede Dunkelheit.
So lädt uns der Monatsspruch und das Lied ein: Schauen wir nicht nur auf das Licht, sondern werden wir selbst Lichtträgerinnen und Lichtträger. Lassen wir uns von diesem Licht durchstrahlen, damit wir das Dunkel nicht fürchten müssen.
Möge Gottes Licht in dieser Advents- und Weihnachtszeit aufgehen – in unserem Leben, in unserer Gemeinde, in unserer Welt.
Laß uns deine Herrlichkeit sehen auch in dieser Zeit
und mit unserer kleinen Kraft suchen, was den Frieden schafft.
Ihre Pfarrerin
Dr. L. Milbach-Schirr
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